Mein Ziel!!! Beginn am 02.05.2011

Mittwoch, 16. Juni 2010

16.06.2010

So, und hier haben wir schon den ersten Kieselstein, oder besser gesagt Brocken!

Wie soll das gehen? Wie kriege ich das hin? Ich fühle mich verletzt und äußere dies - mit Worten, die ein Gemisch aus Mitleid und Vorwurf sind. Natürlich bekomme ich Gegenwind. Und was passiert dann? Genau! Ich fühle mich schlecht und klein, albern und überzogen, mag mich nicht und werde wütend - auf mich! Auf mein Gefühl! Auf das Sichverletztfühlen. Also lass ich das lieber sein, das mit dem Fühlen. Gleichzeitig bin ich traurig. Und noch verletzter als vorher. Letztlich ist nur noch Chaos - in meinem Kopf und in meinem Herzen. Es schmerzt so sehr...

So sehr wie damals, als ich mit fünf Jahren über ihr Schicksal entscheiden durfte/mußte. Pädagogisch sicherlich richtig, uns zu fragen, ob sie unsere Schwester werden soll. Aber mich hat es in den Abgrund gestürzt. Ich mochte sie. Aber nicht wie eine Schwester. Sie tat mir leid. Irgendetwas an ihr war so entsetzlich kaputt und traurig. Aber sie paßte nicht in mein Leben. Ich war die große Schwester. Und wenn ich schon eine größere Schwester bekommen sollte, sollte die doch wenigstens lesen können und für mich da sein. Aber sie konnte nichts - mit 11 Jahren kannte sie den Unterschied zwischen Mehl und Butter nicht.
Und nun sollte ich entscheiden, dass sie wieder ins Heim zurück mußte anstatt bei uns in unserer heilen Welt zu leben. Wie hätte ich da anders reagieren können. Mit der Schuld hätte ich nicht leben wollen - schon damals nicht. Aber 'haben' wollte ich sie auch nicht. In mir zerbrach alles. Ahnte ich schon, was da auf uns zu kam? Vielleicht...

Das Muster wiederholt sich. Wenn ich meine Gefühle äußere, habe ich sofort das Gefühl, für des anderen Schicksal verantwortlich zu sein. Und immer ist es ein Disaster. Ich sage: 'Das hat mich verletzt. Du hast mich nicht respektiert!' - Er sagt:' Dann sage ich eben gar nichts mehr.'... Aber DAS will ich doch gar nicht. Gibt es denn nur entweder so oder so?


Ich möchte fühlen dürfen ohne den anderen in den Abgrund zu stürzen. Ich möchte meine Wahrheit leben und aussprechen ohne den anderen zu verletzen. Diese Zerstörung und die darauffolgende runtergeschluckte Wut - sie sollen aufhören. Sofort!!!

Naja, eigentlich sollte ich froh sein, dass sie sich offenbart, diese Wut. Und ich sollte froh sein, dass ich sie nicht mit einem Riegel Schokolade auf den tiefen Grund meines Magen spüle. Vielleicht sollte ich mich endlich mal damit auseinandersetzen... Mit dem Schmerz von damals, den ich nicht mal mehr wußte. Nur noch die Erinnerung an den panischen Moment dieser weitreichenden und unsagbar schrecklichen Entscheidung. Damals als ich irgendwie starb, weil ich mich nicht für mich einsetzen konnte und lächelnd sagte: 'Natürlich soll Claudia unsere Schwester sein!'... Wie alles anders verlaufen wäre, hätte ich damals nein gesagt... Ich weiß es nicht. Ich sah die Sehnsucht in den Augen meiner Mutter. Vielleicht ahnte ich damals schon, dass sie eine Wiedergutmachung für ihr verlorenes Kind brauchte. Aber mit der Entscheidung für sie habe ich mich gegen mich entschieden.

... und tue es immer noch! Und bin wütend auf mich!

Und das hört jetzt auf. Es gibt nämlich keine Schokolade mehr zum Runterschlucken und Versüßen. Irgendwie wurde diese Entscheidung tief in mir getroffen. Das habe ich nun davon. ;-))

So, und nun werfe ich den Stein wieder weg. Jetzt brauche ich ihn nicht mehr.
Als ich anfing zu schreiben, hatte ich noch keine Antwort, war mir sicher, einfach Fragen ins liebevolle Nichts zu werfen. Aber nun weiß ich die Antwort... und schnippse den Kiesel in zwei oder sogar drei Sprüngen über das ruhige Wasser des Sees aus Tränen... (etwas, was mir im richtigen Leben noch nie gelungen ist... *schmunzel*)

Einen besonnenen und liebevollen Tag,
Anke

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